Das Kontraxiom
Wohin führt die Forschung?
Bis heute folgte jeder menschlichen
Erkenntnis die schmerzliche Erfahrung, dass offene Fragen und
ungeklärte Phänomene sich nach einer kurzen Ruhepause
potenzierten. In zunehmendem Maße wird es wohl jedem Menschen
fragwürdig erscheinen, ob wir mit der wissenschaftlichen
Vorgehensweise jemals zu einem sinnvollen - vom Geist anscheinend
erstrebten - Endzustand gelangen können.
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Interessant finde ich es, dieses scheinbare
Endziel etwas näher zu untersuchen. Ich bezeichne dieses Endziel der
Wissenschaft der Einfachheit halber als Letztwirklichkeit und möchte
mit Dir zusammen eine kurze Reise in die Zukunft machen, in dem die
Wissenschaft diese Letztwirklichkeit bereits gefunden hat.
Dieser Zustand ließe natürlich jegliches
Forschen und Experimentieren langsam aber sicher verebben, denn es
gibt jetzt ja ein allumfassendes Weltbild - die so genannte
Letztwirklichkeit.
Sicher redet man mit Stolz von dem geistigen
Vater dieser Intuition und sicher hat die Wissenschaft selbst genügend
Ehrgeiz, phasenweise die Komplexität dieses Geistesprodukts zu
reduzieren, sodass ein einzelner Wissenschaftler und später sogar
ein normaler Mensch in die Lage versetzt wird, all die Dinge, die um
uns herum geschehen, zu verstehen, nachzuvollziehen und gar zu
lehren.
Kann man sich die Konsequenz einer solchen
kolossalen Entdeckung, die zur Letztwirklichkeit führt, eigentlich
vorstellen?
Ich glaube, dass die Phantasie eines heute
lebenden Menschen mit einer solchen Zukunftsprognose stark überfordert
ist - meine natürlich eingeschlossen.
Alle Wissenschaften, die heute noch in immer
schneller steigendem Umfang eine Zersplitterung durchmachen, würden
nach und nach zu einer Einzigen, weil überschaubar und einfach
geworden, zusammenschmelzen. Die langen Studienzeiten, die heute ein
echter Experte in Kauf nimmt, würden auf ein Minimum zurückgeschraubt
werden, sodass im Endstadium wahrscheinlich die Erziehung durch die
Eltern ausreicht, um das einfach "gewordene" Wissen zu
vermitteln.
Die in der Zeit gesammelten Fachsprachen,
die heute noch jeder Experte beherrschen muss, wären verschwunden,
und auch die Umgangssprache würde einen großen Teil ihres Schatzes
einbüßen.
Dieser angenommene Zustand würde allerdings
auch Nachteile - aus heutiger Sicht gesehen - mit sich bringen. Viele
Gespräche, Diskussionen und Debatten, ja, sehr wahrscheinlich sogar
Feindschaft und Krieg, wären mit einem Mal überflüssig geworden.
Eine innere Einsicht und die Gewissheit der
Allwissenheit wird automatisch vieles in der menschlichen Psyche ändern.
Wie läuft ein Menschenleben dann ab? Wird
es öde, langweilig, traurig oder gar depressiv? Wird vielleicht die
Gefühlswelt der dann lebenden Menschen zurückgedreht auf ihre natürlichen
Instinkte und Triebe. Wird der Mensch durch das Wissen um die
Letztwirklichkeit gar zum Tier degradiert?
Moment, da sei ein Riegel vor! Niemand von
uns hält einen solchen Zustand für erstrebenswert. Wirklich
niemand???
Alternative Gedanken
Oder ist es so, dass die Letztwirklichkeit
gar nicht existiert, weil sie durch den Schöpfer
"dynamisch" angelegt wurde oder sogar immer noch ständig
modifiziert wird.
Damit möchte ich ausdrücken, dass quasi
automatisch mit jeder Erkenntnis, dem "Forscher" ein neues
Rätsel aufgegeben wird und dass dieser Prozess unendlich ist.
Ein dritter Gedanke ist der, dass die Welt
an sich vollkommen erschaffen wurde und dass ein mangelhaftes Wesen
wie der Mensch durch "Neuschöpfungen" (Erfindungen,
Erkenntnisse etc.) lediglich diese Welt um mangelhafte Dinge
(Kreationen) ergänzen kann.
Diesen Gedanken kann ich deshalb nicht
teilen, weil ein mit "Defekten" behaftetes Wesen wie der
Mensch es ist, auch zur Schöpfung gehört und in irgendeinem Sinn,
den wir wahrscheinlich nicht begreifen können, ebenfalls zur
Vollkommenheit der gesamten Schöpfung beiträgt.
Sicher ist, dass jeder Mensch eine Art
Heilungsprozess durchlaufen muss, den er in meinen Augen
wahrscheinlich beim Vorgang des Alterns und spätestens im
Sterbevorgang erreicht.
Probleme der Forschung
Unsere Forschung krankt allerdings an einem
Symptom. Forschung muss sich rechnen! Damit meine ich, dass ein großer
Teil der Forschungsergebnisse einfach eingemottet wird, weil es sich
nicht lohnt, die Ergebnisse zu veröffentlichen oder weil sogar
wirtschaftliche Interessen verletzt werden. Treten solche Ergebnisse
auf, werden diese in irgendeinen Tresor eingeschlossen und kommen nie
wieder ans Tageslicht. Manchmal hört man zum Beispiel Gerüchte über
eine Glühbirne, die nicht mehr durchbrennt oder Ähnlichem.
Andere Forschungsvorhaben werden wegen der
wirtschaftlichen Zukunftsaussichten mit so geringen Budgets
ausgestattet, dass brauchbare Ergebnisse schwerlich zu erwarten sind.
Forschung zum Wohle der Menschheit ist OUT, es sei denn, sie
verspricht einen finanziellen Gewinn.
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